In diesem Beitrag möchten wir über etwas ganz grundsätzliches berichten, etwas was unserer Erfahrung nach viele Pferdebesitzer nicht richtig verstehen.
- Dr. Aleksandar Vidović
Bei einer diagnostischen Anästhesie handelt es sich um eine örtliche Betäubung, die einen Körperbereich unempfindlich macht. Befindet sich die schmerzhafte Stelle in der betäubten Region, so verschwindet die Lahmheit oder sie reduziert sich. Nach der ersten Lokalisation wird die konkrete schmerzhafte Struktur gesucht. Dies geschieht durch weitere Anästhesien, wie beispielsweise Gelenkanästhesien. Dadurch, dass die zuvor gesetzte Betäubung über viele Stunden wirkt, kann eine erneute detaillierte diagnostische Anästhesie frühestens am Folgetag stattfinden. Erst nach dem möglichst genauen Eingrenzen des Lahmheit verursachenden Bereiches, macht es Sinn mit der bildgebenden Diagnostik weiter zu machen. Jetzt kommt sie endlich zum Einsatz – die Technik.
Meine Kunden werden meinen üblichen Spruch kennen:
„Der ganze Zirkus nur dafür, um eine
Frage zu beantworten. Wo tut es dir denn weh?"
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube unter Pferdebesitzern, dass ein Röntgen- oder Ultraschallbild Aufschluss darüber gibt warum das Pferd lahm. Dieses Verfahren beschreibt lediglich die Beschaffenheit von dem Gewebe das sie darstellen (Röntgen: Knochen, Ultraschall: Weichteile und Knochenoberflächen).
Hier ein Beispiel aus der Praxis: Wird ein älteres Pferd, welches bereits Leistung im Sport erbracht hat, an irgendeiner beliebigen Stelle geröntgt, ist es wahrscheinlich, dass irgend ein Befund auffällt. Sprich, dass auf dem Röntgenbild zwar eine Veränderung aufgrund von Verschleiß zu sehen ist, die aber für das Pferd kein schmerzhaftes Problem darstellt. Im Gegenzug kann eine Lahmheit aus einem Gliedmaßen-abschnitt herrühren, welcher röntgenologisch völlig unauffällig ist. Gehen Sie mal von sich aus! Welche Erfahrung haben Sie schon am eigenen Leib gemacht? Eine gut abgeheilte Fraktur bleibt zeitlebens sichtbar, ist aber nicht mehr schmerzhaft. Ein verstauchter Knöchel kann höllisch weh tun, ohne dass auf dem Röntgenbild eine Veränderung sichtbar wird. Ein Hexenschuß kommt und geht, ein Röntgenbild wird hier vermutlich nichts anzeigen.
Wenn ein Mosaik aus allen durchgeführten Untersuchungen eine Diagnose ergibt, erst dann geht es weiter mit der Behandlung.
Dennoch, oft lohnt es sich etwas genauer hin zu schauen, denn
Der vermeintlich langsame Weg ist somit der schnellere.
Der zunächst kostspieligere Weg ist am Ende günstiger.